Redebeitrag Jan Nolte TOP8 Resolution Sprache 18.06.2018
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren,
wenn CDU und SPD ihre Liebe zu deutscher Identität, Kultur und Tradition entdecken, dann steht wohl der Wahlkampf vor der Tür. Unabhängig davon begrüßen wir aber die Idee und hätten nichts dagegen, wenn sie einen allgemeinen Kurswechsel einleiten würde.
Ich musste mich, nachdem ich Ihren Antrag gesehen hatte, erstmal einarbeiten. Das Thema ist ja nicht alltäglich. Da hat es mich beruhigt festzustellen, liebe Kollegen von CDU und SPD, dass es Ihnen offenbar genauso geht, immerhin haben Sie große Teile Ihres Antrages unverändert aus Wikipedia kopiert.
Ich bin in Niedersachsen aufgewachsen, wo heute noch 17% der Bevölkerung angeben, sehr gut Platt zu sprechen. Plattdeutsch hat mich in meiner Jugend umgeben, obwohl ich es leider nie selbst gelernt habe.
Ich schließe mich meiner Fraktion also nicht nur an, um Plattdeutsch als Teil der deutschen Kultur zu erhalten, sondern unterstütze Ihren Antrag auch aus persönlicher Sympathie dieser Sprache gegenüber.
Sie schreiben in der Begründung Ihres Antrages, dass Plattdeutsch eine Möglichkeit sei, Dinge deutlich, verständlich und frei herauszusagen. Da stimme ich Ihnen zu, liebe Kollegen von CDU und SPD, und ich will Ihnen mitgeben: Das funktioniert auch auf hochdeutsch ganz gut.
Meine Partei tut das und wird es weiter tun, probieren Sie es doch auch mal. Aber zurück zum Antrag: Wie ich eben sagte: Ein guter Vorstoß von Ihnen, den wir unterstützen. Aber einige Punkte muss ich doch kritisieren.
Sie wollen das Land Hessen auffordern, der europäischen Charta für Regional- und Minderheitensprachen beizutreten oder gemäß dieser das Niederdeutsche auch in Hessen zu schützen. Diese Charta wird aber nicht von Bundesländern unterzeichnet oder ratifiziert, sondern von Staaten.
Ihr Antrag passt in dieser Hinsicht also nicht. Auch durch den Bund ist Niederdeutsch in Hessen nicht geschützt. Ihre Herangehensweise ist daher falsch, wenngleich der Grundgedanke des Antrages eben unterstützenswert ist.
Es gibt Anträge, denen stimmt man aus voller Überzeugung zu und es gibt welche, denen stimmt man zu, weil man nicht weiß, warum man sie ablehnen sollte. Ihrer gehört zu letzterer Gruppe.
Denn wenn wir mal ehrlich sind, ist es ein reiner Schaufensterantrag. Das liegt nicht daran, dass es in Hessen so wenig Niederdeutsch-Sprecher gibt, dass das Institut für niederdeutsche Sprache ihre Zahl in seiner letzten Erhebung gar nicht erfasst hat
– gerade dann muss man hier aktiv werden.
Das reine Bekenntnis zur Charta bringt gar nichts, der Bürger hat daraus keinen Rechtsanspruch. Sie müssten hier in Hessen ein Gesetz auf den Weg bringen, eine entsprechende Initiative dazu gab es von Ihnen aber nicht. Das Institut für die niederdeutsche Sprache, dass sich bundesweit am Stärksten für den Erhalt des Niederdeutschen einsetzt, muss übrigens um seine Finanzierung bangen, weil Bremen, Hamburg, Niedersachen und Schleswig-Holstein ihre Unterstützung aufgekündigt haben.
In jedem einzelnen dieser Länder sitzen CDU oder SPD mit in der Regierung. Und einen Antrag, dass Hessen in Zukunft eine Unterstützung leisten soll, habe ich auch nicht gesehen.
Ihre Ansinnen, liebe Kollegen, nehme ich Ihnen nicht ab.
Vielen Dank