Redebeitrag Claudia Papst-Dippel TOP6 – Resolution Erhalt Fachklassenstandorte 09.12.2019
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren,
Bildung ist einer der wichtigsten Faktoren für Wohlstand und letztendlich für das Gelingen der Gesellschaft eines demokratischen Landes.
Dabei hat sich in Deutschland ein weltweit bewundertes Bildungs- und Schulwesen entwickelt, besonders sticht dabei das System der dualen Ausbildung hervor.
Wie im Änderungsantrag von SPD und CDU beschrieben, sind die „dualen Ausbildungsberufe für Handwerk, Handel, über Industrie, Dienstleistungssektor bis hin zur öffentlichen Verwaltung“ äußerst wertvoll und unverzichtbar!
Wieder ist das Thema von elementarer Bedeutung für die Förderung und Gleichstellung des ländlichen Raumes, denn hier sind kleinere und mittelständische Betriebe das Rückgrat der Wirtschaft.
Nun möchte scheinbar das Kultusministerium den Vergabeschlüssel der Fachklassenstandorte dergestalt ändern, dass eine überörtliche Konzentration in Bezirksklassen und eine weitere Schwächung, besonders der Flächenkreise als Bildungsregion erfolgen würde.
Das steht unseres Erachtens der versprochenen Förderung des Ländlichen Raumes und den hier vorhandene Bildungschancen diametral entgegen.
Es steht auch den Familien, den Auszubildenden und den Ausbildungsbetrieben entgegen und konterkariert Versuche hier in der Fläche Angebote zu stützen oder auszuweiten.
Gerade das Handwerk, die klassischen Berufe suchen Auszubildende.
Bäckereien müssen schließen weil kein Nachwuchs generiert werden kann oder schlicht keine Fachverkäufer mehr ausgebildet werden. Die kleineren Kommunen im Landkreis verlieren wichtige Versorgungsinfrastruktur und werden unattraktiv gerade für Familien mit Kindern.
Hier würden mit einer überörtlichen Konzentration von Bildungsstandorten nicht nur ländliche Strukturen geschwächt, sondern – wie sich die konzentrischen Kreise auf der Wasseroberfläche nach dem Steinwurf ausbreiten – auch weitere schwächende Kreise ausbreiten.
Den Regierungen von Bund und Ländern sind die die Probleme des Ländlichen Raumes in Zeiten des demografischen Wandels bewusst und Förderprogramme sind – besonders zu Wahlkampfzeiten – für alle möglichen Bereiche aufgelegt worden.
Was nutzt allerdings Förderung, wenn Bildungsangebote – man denke nicht nur an Schüler sondern auch an Lehrer – nicht mehr in der Fläche vorhanden sind?
Was nutzt es dem Schüler in einem Flächenkreis mit schwacher Verkehrsinfrastruktur, wenn er einen äußerst unattraktiven Zeitaufwand zur Erreichung der Fachklassen hat?
Die Logik, hier einerseits den ländlichen Bildungsraum und damit auch die Ausbildungsbetriebe zu schwächen
und andererseits Förderprogramme für ländliche Kommunen und Projekte aufzulegen erschließt sich mir nicht.
Genauso wenig erschließt sich mir das Verhalten meiner Landtagskollegen der schwarz-grünen Regierungskoalition!
Ich würde hier eine eindeutige Positionierung auf Landesebene und die Stützung unseres Landrates und damit Landkreises dort erwarten!
Bildungschancen dürfen nicht vom Wohnort abhängig gemacht werden, das entspricht nicht dem heute gerne angeführten Gedanken der vielfältigen und gerechten Bildungslandschaft!
Damit Bürger ihren eigenen und individuellen Lebensentwürfen auch im ländlichen Bereich folgen können, muss hier auf Bedürfnisse eingegangen werden.
Wir begrüßen die sehr fundierte Resolution des Landrates und die Forderungen der Kreishandwerkerschaften sehr und stimmen der Resolution zu.
Danke sehr