05634 / 994818 E-Mail

Anfrage z. T. Verwahrentgelte bei der Sparkasse

Folgende Frage reichte unser Fraktionsmitglied Frau Claudia Papst-Dippel für die Sitzung des Kreistages am 08.11.2016 ein:

In welchem Umfang, relativ und absolut, ist die Sparkasse Waldeck-Frankenberg von der
Zahlung eines Verwahrentgeltes betroffen?

Antwort:

Seit fast fünf Jahren leben wir in einer Niedrigzinsphase, seit rund zwei Jahren haben wir Nullzinsen. Tatsächlich leben die Banken in ganz Europa seit geraumer Zeit sogar schon in einer Negativzinsumgebung. Bis auf weiteres ist eine Trendwende nicht erkennbar.

Es ist deshalb eine große Leistung der deutschen Kreditwirtschaft im Allgemeinen und der Sparkasse im Besonderen, dass im breiten Kundengeschäft bisher noch keine Negativzinsen berechnet werden. Mit rund 40 Prozent der privaten Einlagen tragen die Sparkassen eine besondere Verantwortung.

Spareinlagen gehören zum Basisgeschäft der Sparkasse und sind zum Teil auch rechtlich vorgegeben. Gleichwohl kann die Sparkasse betriebswirtschaftlich nicht die Augen davor verschließen, dass am Markt Negativzinsen erhoben werden und dies ein erhebliches Risiko darstellt. Sie muss damit rechnen, dass anders positionierte Wettbewerber Negativzinsen setzen und damit unter Umständen erhebliche Marktbewegungen auslösen. Es sind bereits jetzt erste
Versuche von Instituten zu sehen, Einlagen – vor allem von Firmenkunden – aus ihrem Bestand an die Sparkasse umzulenken. Häufig geht es dabei um den kundenseitigen Transfer von Geldern zur Sparkasse, die bislang bei anderen Instituten gehalten worden sind, dort aber zwischenzeitlich mit Negativzinsen oder einem Verwahrentgelt belegt werden. Entsprechend wird auch unsere Sparkasse mit erheblichen Zuflüssen an liquiden Mitteln im gewerblichen/institutionellen Großkundengeschäft konfrontiert. Folglich muss sie sich mit der Frage beschäftigen, wie auf eine solche Entwicklung zu reagieren ist.

Die Sparkasse hat allein im 3. Quartal 2016 im Firmenkundengeschäft einen Einlagenzuwachs von rund 20 Mio. € zu verzeichnen. Sofern diese bei der Helaba oder der EZB auf einem „Tagesgeld“ angelegt würden, fallen hierfür Negativzinsen von rund 80 T€ an. Ich denke, dieses Beispiel verdeutlich die völlig neue Marktlage, für die es kein historisches Vorbild gibt, an dem man sich orientieren könnte. Es zeigt sich jetzt, zu welchen irrationalen Auswirkungen die Geldpolitik der EZB inzwischen führt.

Insgesamt stehen im Eigen- und Kundengeschäft der Sparkasse eine Vielzahl von Positionen in Abhängigkeit zueinander und insofern ist die Höhe der Verwahrentgelte nur schwer zu beantworten. Im Gesamtergebnis der
Sparkasse schlagen sich die Entwicklungen, die Verwerfungen an den Geld- und Kapitalmärkten, aber deutlich nieder. So wird der Zinsüberschuss der Sparkasse bis 2020 im Vergleich zum Geschäftsjahr 2014 um rund 30 % fallen.

Skip to content