Redebeitrag Hakola Dippel TOP9 und TOP10 – Schäden Domanialwald 2018 und 1. Nachtrag Wirtschaftsplan Domanialverwaltung Wirtschaftsjahr 2019 , 24.06.2019
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, meine Damen und Herren,
aus unserer Sicht sind die Fragen der GRÜNEN ausreichend und umfassend beantwortet worden.
Der Wirtschaftswald leidet immer noch ziemlich unter den Folgen von zwei Stürmen, einem enorm trockenen und warmen Sommer und den folgenden Schäden durch Borkenkäfer.
Dem Ökosystem Wald haben diese Ereignisse kaum geschadet. Man konnte das sehr gut nach „Kyrill“ beobachten: Komplett entwaldete Bergrücken im Upland sahen katastrophal aus.
Aber heute – 12 Jahre später, im Leben des Waldes ein Wimpernschlag – kann der Laie dort überhaupt nicht mehr erkennen, welche Naturgewalt da zugeschlagen hat.
Meine Damen und Herren, ich bin optimistisch, dass es auch dieses mal wieder so sein wird: In 10 – 15 Jahren sind die Wunden verheilt und der Wald wächst wieder …
Aus der Sicht des Waldeigentümers sieht die Sache natürlich ganz und gar nicht rosig aus: Da nicht nur bei uns soviel Fichtenholz angefallen ist, sondern in ganz Mitteleuropa, ist der Markt komplett zusammengebrochen.
Deshalb sind seit letztem Jahr deutliche Ertragseinbußen festzustellen – und Geld wird jetzt und in Zukunft mit Fichte und anderen Nadelhölzern und nicht mit Buche und Eiche verdient!
Oben drauf kommen dann die zu erwartenden Kosten für Wiederaufforstungen, sofern die Naturverjüngung nicht aufläuft.
Meine Damen und Herren, in der Frage 8 fragen Sie nach Erlöseinbußen durch Klimafolgeschäden: Die Erlöseinbußen im vergangenen, in diesem und möglicherweise nächsten Jahr sind nicht klimabedingt sondern auf Grund katastrophaler Wetterereignisse eingetreten.
Man könnte auch einfach antworten: KEINE
Der Kreisausschuss hat unseres Erachtens auf diese Frage sehr gut geantwortet und wenn Sie klimastabil streichen, ergibt sich keine Sinnentstellung. Da es in den letzten 70 Jahren keine erkennbare Häufung und Verstärkung von Extremwetter-ereignissen gab, tut der Waldbesitzer gut daran, jetzt nicht mit Macht das Ruder herumzureißen, sondern behutsam den Wald umzubauen, um ihn risikoärmer und mit höherem Ertrag bewirtschaften zu können.
Meine Damen und Herren, dasselbe gilt für Frage 11: Klima ist ein rechnerischer Mittelwert für die Vergangenheit. Und Wetterprognosen für mehr als 14 Tage sind mathematisch unmöglich. Daraus ergibt sich, dass niemand weiß, wie das Klima in 80 oder 100 Jahren aussehen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass es mit geringfügigen, kaum merkbaren Änderungen genauso ist, wie heute. Wahrscheinlich etwas kälter, was aber unseren Fichten sehr zu Gute käme!
Meine Damen und Herren, die entscheidende Frage finden Sie am Ende des Fragenkataloges: Wenn es nicht gelingt, durch drastische Erhöhung des Abschusses der Schalenwildarten (Rot-, Reh- und Schwarzwild) die Destabilisierung der Wälder zu verhindern, kann man sich auch hohe Kosten für einen Waldumbau sparen.
Mit einem vernünftigen Jagdmanagement kann es gelingen, viele Baumarten (und Straucharten und Kräuter – Stichwort Biodiversität!) zu etablieren. Und wie schon Professor Karl Gayer 1870 sagte: Ein gemischter Wald ist in jeder Hinsicht stabil und ertragreich!
Meine Damen und Herren, ich kann es mir nicht verkneifen, einen kleinen Seitenhieb auf die Verwaltung zu machen: Monitoringsysteme zum Wildeinfluss gibt es. Man muss sie vielleicht nur etwas verbessern …
Seit 2008 werden hessenweit Schälschäden des Rotwildes aufgenommen, kontrolliert und in einer sogenannten „Ampelkarte“ den teilnehmenden Waldbesitzern zur Verfügung gestellt.
Etwas Vergleichbares gibt es auch für den Verbiss des Rehwildes – der übrigens Hauptfaktor für die Verringerung der Biodiversität im Wald ist!
Es gibt ganz in unserer Nähe – im Arnsberger Wald, aber auch deutschlandweit – Beispiele dafür, wie man mit gutem Wildtiermanagement den Zustand des Waldes drastisch verbessern kann.
Gutes Wildtiermanagement ist
- Abschusszahlen erhöhen,
- Mehr schießen und
- Wildbiologie kennen und richtig jagen.
Alles andere ist schmückendes Beiwerk.
Soviel zu der großen Anfrage.
Meine Damen und Herren, ich befürchte, die fetten Jahre mit großen Überschüssen aus unserem Wald sind erst einmal vorbei. Man wird sich darauf einstellen müssen, dass auf Grund der entstanden Delle beim erntereifen Fichtenstammholz in Zukunft der Überschuss erheblich kleiner werden wird oder sogar längere Zeit in einen Verlust übergeht. Die Gründe dafür habe ich oben geschildert. Sie ergeben sich auch aus den Antworten auf die Große Anfrage. Da man an Naturgesetzen nichts und an Marktgesetzen nur wenig ändern kann, werden wir dem Beschlussvorschlag zustimmen.
Vielen Dank